Stonie: Frauen lieber daheim bleiben ?

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Hallihallo!

Als sie nun aber ganz offen fragt wie Mutter und Webdesign zusammengehen ...

Wieso fragt sie das? Mal ganz ehrlich: Wenn ich junge Mutter bin UND mich bei einer solchen Schule bewerbe
UND die Aufnahmeprüfung mache - habe ich doch schon vorher darüber nachgedacht, wie das denn zusammengeht.
Oder nicht?

»»Der Job sei männerdominiert, Arbeitszeiten von 7 bis in die Nacht ... - keine wirkliche Chance
»»für eine junge Mutter. Da sie eine Ausbildung als (Werbe)Fotografin hat wurde ihr geraten doch lieber
»»Portraitfotografin zu werden. Punkt.

Achja. Da kann man mal wieder sehen, wie manche Leute an den Realitäten vorbeidenken. Portraitfotografen
haben nämlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie sind irrsinnig gut - dann können sie sich selbständig
machen. Allerdings haben sie dann Arbeitszeiten, die dem, womit hier gedroht wurde, in nichts nachstehen.
Oder sie sind gut bis mittelmässig - dann können sie als Verkäufer-Fotografen eine Anstellung finden. Da
steht man sich dann in irgendeinem Laden die Füsse platt, hat feste Arbeitszeiten, kann aber auch nicht
sagen, man bleibt einfach mal zuhause, wenn die Kinder krank sind oder auf andere Weise mehr Aufmerksamkeit
nötig haben.

Ungerecht oder einfach die Realität?

Ungerecht wäre es, wenn die Schule ihr die Ausbildung verweigern würde, nur weil sie eine junge Mutter ist.

Generell habe ich das Gefühl, dass die Frage hier eigentlich lautet: Sollen Frauen zuhause bleiben und sich
um die Familie kümmern oder sollen sie arbeiten gehen?

Ich halte diese Vorstellung "Frauen gehören an den Herd" für völlig überkommen - und stehe damit offensichtlich
nicht allein. Heutzutage haben wir die Aufgaben neu verteilt; Frauen und Männer haben nicht mehr "Ressorts",
sie im Haus, er draussen, sondern sie TEILEN sich die Aufgaben - zum Besten für alle. Das kann aussehen,
wie es will: So wie früher, umgekehrt, oder eine Mischung. Es gibt diese Schwarzweissmalerei nicht mehr.
Das Dumme ist, dass das nach wie vor ein gesellschaftlicher Entwicklungsprozess ist - und das bekommen
gerade junge Mütter zu spüren, wenn sie mit geistig "älteren" Menschen in Berührung kommen, die immer
noch in der alten Rollenverteilung denken. Wer sich also nichts schöneres vorstellen kann, als von
morgens bis abends die Bude zu putzen, Wäsche zu waschen und zu bügeln, mit den Kindern zu spielen
(bzw. Hausaufgaben zu machen etc.), der soll und muss das tun. Wenn das menschliche Wesen an sich
aber der Ansicht ist, das dies als Lebenszweck nicht das sei, was es sich vorstellt, muss es etwas
anderes tun und/oder die am besten verträgliche Kombination aus geregeltem Privatleben und Berufsleben
finden. Das ist eine Frage der Interessen und der Begabungen (wobei ich hier noch eben feststellen möchte,
dass auch die Fähigkeit "ein warmes Nest" zu bauen eine Begabung ist!).

Es ist nämlich so, dass die Gleichberechtigung IMHO nichts anderes bedeuten soll und darf als dass
jede/r das GLEICHE Recht haben soll, zu tun, wozu er/sie begabt ist und was er/sie mit Freude tun kann.
Es besteht eine gewaltige Neigung in der Gesellschaft, häusliche Betätigungen abzuqualifizieren - und damit
auch die Frauen, die diese Betätigungen ihrer (früheren) gesellschaftlichen Rolle gemäss ausführ(t)en. Dabei
ist "Hausfrau" ein Beruf der's in sich hat, das wird jede/r bestätigen, die/der diesen Beruf ausübt. Und er ist
gnadenlos unterbezahlt - nicht zu reden von der Sozialversicherung, die nicht bezahlt wird (Rente/Arbeits-
losigkeit). Die Zwickmühle der Frau an sich ist also, dass sie einerseits Freude an ihrer Familie haben kann,
soll und darf und auf der anderen Seite dumme Sprüche einstecken muss, wenn sie Beruf_und_Familie
unter einen Hut bringen möchte. Und die des Mannes sieht so aus, dass er einfach ein lächerlicher Pantoffel-
held ist, wenn er - ganz oder zeitweise - zuhause bleibt, sich AUCH um die Familie kümmert, AUCH putzt,
kocht, wäscht, bügelt, spielt, hausaufgabenbeaufsichtigt und tut, was man zuhause so tut anstatt auf der
Karriereleiter brav nach oben zu krabbeln und abends zuhause Frau und Kindern die (minderbemittelten)
Köpfchen zu tätscheln. Das ist ja wohl das Klischee - oder sehe ich da was falsch?

Quintessenz: Gerechtigkeit ist - in diesem Zusammenhang - jedem Menschen das Recht einzuräumen,
seine Tätigkeit nach seinen Begabungen und Interessen frei zu wählen und sein Leben so einzurichten, dass
er zufrieden damit ist, auch und gerade unter Berücksichtigung der Menschen, mit denen er zusammenlebt,
weil er sie liebt. Sobald dieses Recht gegeben ist, ist Gleichberechtigung (nach Geschlechtern) belanglos.
Und dann sind wir - meiner Ansicht nach - wirklich freie Menschen.

File Griese!

Stonie

P. S.: Ich bin ganztags arbeitende Mutter von zwei Söhnen im Alter von 4 und 7 Jahren, verheiratet mit einem
ebenso ganztags arbeitenden Mann und habe mit ihm zusammen eine fantastische Lösung gefunden - unseren
Kindern geht's gut, sie sind fröhlich und munter.

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Frauen lieber daheim bleiben ?

Christoph
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