Kirsten Evers: Die Macht der Worte

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Hallo Kess,

ganz persoenliche Erlebnisse der letzten Zeit haben mcih mehrfach zum Gruebeln gebracht. Eines der Themen, die mich bewegt haben, habe ich "Die Macht der Worte" genannt.

Du stehst mit Deinem Grübeln nicht alleine da. Vieles, was auch mich zum Nachdenken in letzter Zeit verleitet, hat mit Deinem Thema zu tun.

Worte können unausgesprochen sein, sie sind trotzdem da und können sogar wahrgenommen werden, übertragen durch Gestik und Mimik. Sie können, je nach Zeitpunkt, Situation, Beteiligte, dann ausgesprochen völlig unterschiedliche Wirkungen hervorrufen. Ja, Worte haben in der Tat Macht, und zwar eine völlig unberechenbare. Dieselben Worte können einerseits ein mildes Lächeln hervorrufen, andererseits völlig überzogene Reaktionen.

Worte sind abhängig vom Zeitalter und unterliegen einem ständigen Wandel. Schon wenige Jahre können die Bedeutung eines Wortes völlig verändern. Das passiert häufig mit Eigenschaftswörtern (aktuelles Beispiel: Krass oder fett, siehe <../../sfarchiv/2000_2/t14199.htm#a72485>), oder Worte, die irgendwelche Bezüge zu Zeitgeschehen haben oder dadurch überhaupt erst entstehen (Beispiel: Fisimatenten, Bedeutung Ausflüchte, Winkelzüge, lt. Lexikon Herkunft unsicher, aber mein Onkel erzählt mir, das Wort hat folgenden Ursprung: Im 2. Weltkrieg kam es wohl öfters vor, dass sich junge deutsche Mädchen mit französischen Soldaten verabredeten. Sie verabscheideten sich nach dem Tête á tête mit den Worten:" Visite martin?" "Treffen wir uns morgen?" (Bitte um Nachsicht mit der Übersetzung, Französisch habe ich verlernt, PAF möge mich korrigieren, wenn er wieder da ist <g>). Die Mütter müssen das wohl irgendwie mitbekommen haben, und mahnten dann jedesmal, wenn die Tochter aus dem Haus ging: "Mach mir keine Fisimatenten!" <g>, ob das nun stimmt, kann ich nicht bezeugen).

Worte müssen also mit dem gesamten Umfeld zusammen betrachtet werden, erst dann machen sie Sinn. Und auch der kann durchaus unterschiedlich verstanden werden. Deswegen halte ich das Verstehen aufgrund von Worten für die absolute Ausnahme, Mißverständnisse für die Regel.  Und diese werden nichteinmal bemerkt, weil jeder denkt: Das muß er/sie doch verstehen! Nichts garantiert einem dieses, aber auch gar nichts. Stefan hat es in einem Aphorismus gesagt: Eine Besonderheit in der Bezeihung zwischen Menschen liegt dann vor, wenn sie _miteinander_ schweigen können. Und das können die wenigsten.

Viele Grüße,

Kirsten