Moin!
Schoen zu sehen ist der Effekt von mangelnden Vorkenntnissen und der Einmischung in laufende Prozesse ohne vorherige Vorbereitung auch auf 9 Live (dass 9Live scheisse ist und von niemandem gesehen werden sollte, ist geschenkt). Immer wieder rufen Leute an, die gerade erst eingeschaltet haben, und sagen zum x-ten Mal die falschen Loesung eines der daemlichen Raetsel, die auf 9Live nachmittags gestellt werden.
Oh ja, wunderbar.
Ich habe letztens mal auch "reingezappt", ungefähr 10 Minuten nach der vollen Stunde. Es lief gerade ein Rechenspiel: Addieren Sie alle Zahlen. Für 25.000 Euro kann man da ja schon mal die Maschine anschmeißen.
Das Spiel lief offenbar schon eine Weile, und ich hab's mir einfach mal angeschaut. Taschenrechner gestartet und selber gerechnet. Meine Lösung kam schon nach wenigen Minuten und war falsch. Also neu rechnen.
Naja, um es kurz zu machen: Ungefähr bis "viertel vor", also geschlagene 35 Minuten lang, riefen immer wieder Leute an, die schon bereits genannte Lösungen wiederholten. Teilweise auch absolut idiotische Lösungen präsentierten (was der Moderator dann auch - für die Oberdoofen - nochmal erklärte: "Da ist doch schon eine 555 enthalten, wie kann das Ergebnis dann 123 sein?").
Dummerweise hat er dann hinterher die korrekte Lösung nicht genannt, und herausgefunden hat sie auch keiner.
Das Programm ist einfach nur die reine Gelddruckmaschine für die Betreiber. Ich bin sicher, es haben wesentlich mehr Zuschauer angerufen, als die etwa 300, die in die Sendung durchgestellt wurden. Und je Anruf kassiert der Sender 50 Cent.
Und selbst wenn man richtig geraten hätte, hätte es nicht sofort 25.000 Euro gegeben. Dann hätte man erstmal auf einer Wand seinen ersten Gewinn ziehen müssen - da wären wohl so 100 bis 1000 Euro möglich gewesen. Um dann an die 25.000 Euro zu kommen, muß man dann noch eine "Treppe" aus 10 Stufen überwinden. Auf jeder Stufe hat man eine 50%-Chance, weiterzukommen. Mit anderen Worten: 25.000 Euro kriegt man mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,5 ^ 10 = 0,0009765625 - oder auch 0,9 Promille!
Mal kurz durchgerechnet: Angenommen, es rufen 1000 Leute an, die eine Lösung raten wollen, von denen kommen 250 Leute durch, und am Ende hat tatsächlich einer die Lösung. Dann hat der Sender schon mal 500 Euro dadurch eingenommen. Davon werden vielleicht 200 Euro als Gewinn ausgeschüttet, bleiben 300 Euro im Pott.
Und es braucht dann statistisch 1000 solche Spiele, bis ein Spieler mal die 25.000 Euro abräumt. Also sind im Pott dann 300.000 Euro, von denen 25.000 Euro ausgezahlt werden, und mit den restlichen 275.000 Euro wird die Sendung bezahlt.
Ok, 1000 Spiele bedeuten natürlich auch etwa 1000 Stunden Sendezeit - bei drei Sendungen pro Tag dieser Sorte dauert das also ein Jahr, und dann wären 275.000 Euro vielleicht als Finanzierung etwas wenig. Was dann den Umkehrschluß zuläßt, dass wesentlich mehr Leute anrufen, als durchgestellt werden. Vermutlich ist das Verhältnis nicht 1:4, sondern eher 1:10 bis 1:40. Im letzteren Fall verzehnfachen sich die Einnahmen, es bleiben im statistischen Gewinnfall dann 2.975.000 Euro im Pott.
- Sven Rautenberg
"Beim Stuff für's Web gibts kein Material, was sonst das Zeugs ist, aus dem die Sachen sind."
(fastix®, 13. Oktober 2003, 02:26 Uhr -> </archiv/2003/10/60137/#m338340>)