Stonie: Schwere Kindheit, Schwänke aus dem Alltag und Werbung

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Hallo Roland,

Karamellisierte Äpfel zur Leber? Das klingt bitter, scheint aber weit verbreitet zu sein. Auf Zypern habe ich einmal lustvoll in ein Grillhuhn gebissen und festgestellt, dass es mit süßlich-klebriger Minze bestrichen war. Chicken à la Wrigley's, bäh. Da kommt zusammen, was nicht zusammen gehört.

Also mit Minze im Essen bin ich auch vorsichtig. Aber gerade Äpfel sind eine absolute Bereicherung der herzhaften Küche. Übrigens: Menschen, denen der Geruchssinn fehlt, sollen angeblich glaubhaft versichert haben, dass Äpfel und Zwiebeln gleich schmecken. Von daher...

Aber eigentlich wollte ich dir noch die Leibgerichte meiner Kindertage nachgereicht haben: 1.) Kartoffelbrei, Apfelmus und gebratene Zwiebeln, 2.) Spinat, Spiegelei und Kartoffelbrei, 3.) Kartoffelbrei, Senfsoße und Ei. Meinen Kindern konnte ich zu meinem tiefen Bedauern mit sowas nie kommen. Also koch' ich's, wenn die Kerle in der Schule sind. Sie gehen ja in die Ganztagsklasse und essen eh' dort.

Ein blindes Huhn findet auch in den Topf. Erschlagt ihr solche Dinge auch mit Ketchup? Mittlerweile düften Pommes-rot-weiß das Sauerkraut im Stereotypen-Ranking überholt haben. Mir sind auch schon andrere Absonderlichkeiten aufgefallen wie Nutella mit Butter drunter, Schnitzel mit Pommes, Pommes mit Mayonnaise, Schnitzel mit Pommes und Mayonnaise … Welch Frevel.

Wer ist in diesem Falle ihr? Wir Deutschen? Keine Ahnung. Wer grundsätzlich alles mit Ketchup erschlägt (und wenn's Kartoffelbrei ist), das ist mein Kleiner. Andererseits hat er heute mit Genuß zwei gebratene Maiskolben verzehrt - ohne Ketchup, nur mit Butter. In mir keimt Hoffnung.

Was mir heute wirklich gestunken hat, war, dass ich tatsächlich volle zweieinhalb Stunden in der Küche verbracht habe, weil

  • der Große keine Maiskolben isst
  • der Kleine unbedingt Maiskolben wollte
  • ich ja auch noch was essen musste (Brokkoli)

Also weil der Kleine noch am Fussballspielen war mit dem Großen und mir angefangen: Risotto-Reis schön klebrig gegart, Brokkoli gekocht, dem großen Sohn Reis serviert (er hatte was dazu? Richtig: Ketchup), mir selber den Brokkoli mit angebratenen Mandeln und Reis serviert, danach alles abgespült, weil ich ja nochmal einen großen Topf und die Pfanne brauchte, den Mais gekocht, den Mais gebraten, den Mais serviert, wieder abgespült... Meine Güte, ich werde in nächster Zukunft einen Besuch bei Tilly einplanen müssen, denn momentan will ich viel, spül' also mit Pril und bekomme dabei trotz der gegenteiligen Behauptungen der Werbung für dieses Produkt in den 80er Jahren Spühühühüüülhände.

Die brachten uns zwar hervorragende Süßspeisen, aber die stehen dann für sich selbst und schänden kein unschuldiges Fleisch. ;-)

Wohl wahr! Meiner Großmutter Marillenknödel waren legendär! Und auch die Punschtorte (gebrochene Biskuitrolle, in selbstgemachtem, auf 80%igem Stroh-Rum basierendem Sauerkirschlikör gebadet, zurechtgeschnitten und mit leckeren Dingen gefüllt) hat bis heute nicht ihresgleichen.

Andererseits hatte meine Oma auch nie Probleme, mal 'n bisschen Obst im Essen zu verstecken. Gerade getrocknete Aprikosen bieten sich ja für so einige herzhafte Dinge sehr an.

Natürlich. Die weltbeste Wiener Küche ist schließlich ein Konglomerat mittel- und osteuropäischer (K|H)ochkultur.

Da sind wir uns völlig einig.

Nicht nur in der Küche, sondern auch im Telefonbuch. Erwähnenswert ist auch noch das beste Bier der Welt.

Jaaaa! Eigentlich müssten wir mal ein spontanes Südcommunity-Treffen in Wien veranstalten. Ich kriege langsam Kohldampf... ;o)

Österreicher sind kulinarisch Geschädigte der Prostitourismusindustrie. ;-)

Na, aber dann müsstet ihr doch süße Früchtchen im Essen erst recht zu würdigen wissen! ;o)

File Griese,

Stonie

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It's no good you trying to sit on the fence
And hope that the trouble will pass
'Cause sitting on fences can make you a pain in the ass.
Und im Übrigen kennt auch Stonie Wayne.