Alexander (HH): Businessplan für eine Online-Plattform. Größtes Problem: Zahlen

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Moin Moin!

Mein erster Weg würde zum Steuerberater führen.

Warum? Welche Fragen würdest du ihm stellen?

Nachdem ich ihm die Idee und alle mir bekannten Zahlen präsentiert habe, nur eine: "Welche Informationen brauchen Sie jetzt noch?"

Mir machen andere Fragen viel mehr Sorgen.
Zum Beispiel Serverkosten. Die können von heute auf morgen sich verdoppeln.

Oder halbieren.

Willst Du die Maschinen mieten (samt Hosting-Service)? Dann hast Du mit einer kleinen Google-Recherche bereits aktuelle Preise für eine definierte Vertragslaufzeit. Wenn Du Pech hast, senkt Dein (zukünftiger) Hoster die Preise kurz nach Vertragsabschluß. Aber Du hast wenigstens einen festen Preis, mit dem Du rechnen kannst. Drastisch erhöhen wird er die Preise ***erfahrungsgemäß*** nicht.

Willst Du die Maschinen kaufen? Dann geh mal davon aus, dass sie (mit Wartungsvertrag) mindestens drei Jahre halten. Danach läuft der Laden gut genug, um neue Hardware zu kaufen und die alte intern weiter zu verwenden, oder Du bist pleite. Von jetzt bis zum Start vergehen vielleicht ein paar Monate, in der Zeit ändern sich die Serverpreise ***erfahrungsgemäß*** nur wenig.

In beiden Fällen ist das Wörtchen "erfahrungsgemäß" der entscheidende Punkt. Recherchiere, wie die Preisentwicklung in der Vergangenheit war, und interpoliere daraus die zukünftige Preisentwicklung.

Und in beiden Fällen willst Du nicht mit dem exakten Preis von heute rechnen. Du schlägst auf jeden Fall eine gewisse Sicherheitsspanne drauf.

Oh, und eins noch, aus Erfahrung mit "tollen Ideen": Die User-Zahlen im Business-Plan und die wirklichen User-Zahlen haben selten etwas miteinander zu tun, ebenso wenig die Wachstumsprognosen. Wenn Du selbst an den Business-Plan glaubst, schießt Du Dir sehr wahrscheinlich in den Fuß. In aller Regel wirst Du sehr viel weniger User haben, als Du heute erwartest. Geh davon aus, dass Du zwischen 1% und 10% der Userzahlen des Business-Plans in der Realität sehen wirst.

Kleine Bursts, wie durch einen tollen Blog-Eintrag, bringen Dir kurzfristig mal einen Peak in der User-Statistik, langfristig bleibt davon nicht viel übrig, vielleicht 5% mehr User als vor den Peak.

Fang klein an, mit einem Server, bau das Projekt aber so, dass es problemlos (haha!) auf mehrere Server verteilt werden kann. Typischerweise ist erstmal alles auf dem einen Server, einer der ersten Schritte bei ausreichend großer Benutzerzahl wird sein, die Datenbank auf einen zweiten Server auszulagern. Dann kannst Du wahlweise Web- und Application-Server auf zwei Maschinen verteilen, oder zwei identische Web+App-Server hinter einen Loadbalancer hängen, die beide auf die DB zugreifen.

Und natürlich brauchst Du für Entwicklung, Test und Staging einen internen Server, anfänglich irgendein halbwegs aktueller Kistenschieber-PC im Büro, später mal die "abgetragenen" alten Produktivserver.

Oh, und ein vernünfiges Backup-Konzept, das binnen Stunden ein Restore vom "Bare Metal" erlaubt, sowohl für Produktiv- als auch für Entwicklungsserver, hast Du natürlich auch parat. Richtig?

Alexander

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Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".