Camping_RIDER: Kriegsspiele

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Aloha ;)

ich konnte mich noch nie für "Spiele" erwärmen, die Zerstörung und Tod zum Ziel haben.

Hoppla - was soll ich sagen :D ich bin überrascht. Ich hab mit vielen Reaktionen gerechnet, aber nicht unbedingt damit. Ich meine - hey - dass eine Schullleitung sagt "wir wollen das nicht auf unserer offiziellen Homepage haben", kann ich verstehen. Aber ma ganz ehrlich, "Zerstörung und Tod" ist in diesem Fall auch nicht ganz passend :D Naja, Thread-Drift ist hier ja zu erwarten ;)

Wenn man ballistische Kurven berechnet und "Geschosse" ablaufen lässt, könnte man doch auch über einen friedlichen Hintergrund nachdenken. Etwa einen Korbball ins Ziel bringen oder dieses Flugzeug nachzuahmen, in dem für eine gewisse Zeit Schwerelosigkeit herrscht.

Ehrlich gesagt: Ja. Kann ich sehr gut verstehen, diese Einstellungen. Nichts einzuwenden.

Dennoch sehe ich, dass Kriegsspiele eine für mich nicht nachvollziehbare Anziehungskraft besitzen.

Scheint, das ist irgendwo in der Menschheit verankert.

Und das, was man übt, möchte man dann auch gerne mal in der Wirklichkeit umsetzen.

Und das ist der typische einseitige Bullshit, der bei solchen Diskussionen gerne rausgeholt wird. Es gibt beim Spielen solcher 'Kriegsspiele' (ich schätze, du bist von Ballerburg gedanklich schon sehr, sehr weit weg) noch viel, viel mehr Facetten und ich wette mit dir, dass ein solches Üben ein Aspekt ist, der nicht mal bei einem Zehntel Prozent der Spieler eine Rolle spielt. Trotzdem wird damit eine gesamte Kultur vorverurteilt.

Außerdem: Wer mir erzählen will, man würde mit Ego-Shootern o.ä. Kriegsszenarien üben, der hat hier keine praktische Erfahrung. Man kann (richtigen) "Kriegsspielen" so einiges vorwerfen. Gewaltverherrlichung, Abhärtung gegenüber Gewalt, ... Aber ein Üben findet dabei sicher nicht statt. Niemand (!) kann per Maus und Tastatur den Umgang mit einer Waffe erlernen oder üben. Genausowenig weckt ein Spiel, in dem das virtuelle Ich innerhalb einer Stunde fünf mal stirbt, das Verlangen nach einem Krieg.

Es sind nicht nur Kapitalisten und Imperialisten scharf auf den wirklichen Krieg, sondern auch Söldner und andere Abenteurer. Deshalb ist es eine Illusion, dass Kriege irgendwann überwunden werden.

Das ist sicher ein Fakt. Es sind aber nicht die Söldner und Abenteurer dieser Welt, die "Kriegsspiele" konsumieren. Für mich ist diese Diskussion immer etwas fadenscheinig, weil die größten Gegner immer diejenigen sind, die sich am entferntesten damit befassen. Dementsprechend haarsträubend sind die Unterschiede zwischen den Dingen, die dabei oft in einem Topf landen.

Und zuletzt noch ein Punkt zum Thema Ballerburg, um das es hier schon lange nicht mehr geht:

Das Schachspielen wurde ja schon erwähnt - ich gebe aber zu, dass das eine etwas andere, weil strategische Komponente hat. Aber denk mal darüber nach, was das harmlose Spiel "Schiffe versenken" bedeutet.

"Tod und Zerstörung" als Thema sind in vielen Medien schon längst akzeptiert und bei entsprechender Darstellung in der breiten Wahrnehmung als unproblematisch akzeptiert. Lediglich das neue Medium Computer hat damit noch in allen Bereichen - sogar bei vollkommen harmloser Darstellung - zu kämpfen. Ich prophezeie: Es wird noch etwa 50 Jahre dauern, bis über Computerspiele weitgehend vorurteilsfrei diskutiert werden kann.

Grüße,

RIDER

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Camping_RIDER a.k.a. Riders Flame a.k.a. Janosch Zoller
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