Alexander (HH): Internet-Access: getinternet.de

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Moin Moin!

Bemüh' doch mal die Archiv-Suche. Dann landest Du z.B. bei diesem Thread. Und jetzt, fünf Jahre später, sieht es dort immer noch genauso übel aus.

Der Sat-Zugang ist mittlerweie Geschichte, hat wohl nie wirklich gut funktioniert. Dafür gibt es jetzt LTE, inklusive "Festnetz" über LTE. Telefongespräche klingen immer sehr nach Fahrten durch lange, tiefe Tunnel oder Erkundungsmissionen in alten Bunkern. Aussetzer, gruselige Qualität, und auch gelegentlich mal Abbrüche. Und nein, das Haus rast nicht mit 300 km/h durch die Landschaft. Es steht seit 100 Jahren unverändert am selben Fleck. Der Internet-Zugang ist flotter als die Satelliten-Bastelei, aber auch nicht wirklich überzeugend, wenn man DSL-16000 gewohnt ist.

Es würde mich auch sehr wundern, wenn Internet via Satellit plötzlich mit viel Bandbreite und geringer Latenz flächendeckend funktionieren würde.

Latenz scheitert an der Umlaufbahn, denn upstream und downstream kommen allein für die Strecke vom Boden zum Satelliten und zurück 4x 35.000 km = 140.000 km zusammen, macht bei Lichtgeschwindigkeit ungefähr eine halbe Sekunde. Dazu kommen noch alle Verzögerungen, die man normalerweise im Internet hat, und die Verzögerungen der Sende- und Empfangsstellen. Um die Latenz zu verbessen, müssen die Satelliten dichter an die Erde ran, das widerspricht aber der Anforderung einer festen Position relativ zum Erdboden.

Bandbreite scheitert an den Satelliten. Satelliten sind toll, wenn 100 Mio Leute mit den selben Daten versorgt werden sollen. Astra hat laut Wikipedia über 20 Satelliten in der Umlaufbahn, mit 242 Transpondern im Ku-Band. Über jeden der Transponder kann man laut Wikipedia real ca. 40 MBit/s drücken. Das macht ca. 9,6 GBit/s für die gesamte Flotte. Das klingt toll, reicht für 2500 TV- und Radioprogramme, wird aber verdammt wenig, wenn man das mal auf nur 1 Mio "Landeier" aufteilt. (Astra versorgt 142 Mio Haushalte.) Dann bleiben nämlich pro "Landei" nur noch 9600 Bit/s übrig, das ist GSM-Geschwindigkeit. Oh, und alle Leute, die per Astra fernsehen, sehen nur noch "NO SIGNAL" auf ihren Fernsehern, weil alle Astra-Transponder mit "Landei-Internet" belegt sind.

Natürlich können die "Landeier" mehr als 9600 Bit/s nutzen, weil nicht alle gleichzeitig gleich viel Bandbreite belegen. wenn zu jeder Zeit nur 1/10 der Benutzer online sind, bekommt jeder ca. 96.000 Bit/s, rund 100 kBit/s. Wenn nur 1% gleichzeitig online sind, immerhin schon 1 MBit/s. Und bei 0,1% bekommt jeder 10 MBit/s. Klingt richtig gut, ist aber die Gesamtkapazität für Down- und Upstream. Und vor allem: Man bekommt diese Kapazität nur für 0,1% eines Tages, den Rest des Tages muß man ohne Daten leben und die anderen Kunden den Satelliten nutzen lassen. 0,1% eines Tages sind 1/1000 von 86400 Sekunden. 86,4 Sekunden. Autsch. 1 MBit/s hätte man immerhin für 864 Sekunden am Tag. Fast eine Viertelstunde. Oh, und dieses Zeitfenster kann - fair verteilt - auch mal mitten in der Nacht liegen.

Nur zur Erinnerung: bei dieser Rechnerei habe ich die gesamte(!) Astra-Flotte nur für Internet auf dem Land genutzt. Jetzt rate mal, wie die Zahlen mit einem einzelnen Satelliten aussehen, der nebenher auch noch andere Daten überträgt.

Und in der Praxis gibt es keine faire Verteilung. Zu "normalen Surfzeiten" ist der Satellit komplett dicht, nur wer Nachtschichten einlegt, hat überhaupt eine Chance auf akzeptable Bandbreite bei gruseliger Latenz.

Alexander

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Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".