Gunther: HTML5 Semantik zu schwammig?

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Hallo erstmal; wie fange ich denn am besten an?

„Ja, hallo erst mal! Ich weiß gar nicht, ob Sie’s wussten, aber …“ ;-)

Also ich könnte jetzt einen ganzen Roman als Antwort schreiben und wahrscheinlich käme ich dabei von Hölzchen auf Stöckchen ..., daher hier mal der Versuch es mit weit weniger Worten auszudrücken.

Dennoch habe ich nach allem, was ich bisher über HTML5  so gelesen habe irgendwie den Eindruck, dass man die Umsetzung nicht richtig durchdacht hat. Genaugenommen erscheint mir alles viel zu „schwammig“, so als habe man einfach ein paar Tags erstellt und dann der Welt hingeworfen mit den Worten „hier, guckt mal ob ihr es /irgendwie/ gebrauchen könnt”, anstatt von vorneherein klare Definitionen zu treffen.

Den Eindruck haben vermutlich viele Leute. Aber HTML wird imho immer "etwas schwammig" sein, denn welchen Umfang müsste es haben, wollte es das nicht (mehr) sein!?

Das Sektionen aus Artikel und Artikel wiederum aus Sektionen bestehen können, sowie dass jeder Artikel/Sektion wieder eigene Header und Footer enthalten kann, ist ja nicht unsinnig, wenn man eine Weile darüber nachdenkt. Aber dadurch, dass irgendwie alles optional ist, wirkt es so nichtssagend.

Imho muss man hier differenzieren. Meiner Meinung nach hat HTML5 im punkto Semantik so gut wie gar keine Änderungen oder gar Verbesserungen gebracht.

Dank HTML5 kann man Dokumente aber besser strukturieren!

Auch, dass durch diese Auszeichnungen jetzt endlich die Überschriften besser mit den Passagen gruppiert werden können, auf die sie sich eigentlich beziehen, ist eine Sache, die ich mir schon seit gefühlten Ewigkeiten wünsche. Aber die Umsetzung ist irgendwie auch nicht so toll finde ich.
Warum hat man denn zum Beispiel eine Konstruktion wie folgende erdacht:

<section>

<h1>Überschrift der Sektion</h1>
<p>…Text…</p>
<p>… und so weiter</p> …
</section>


> Anstatt das man einfach festgelegt hätte, dass das Universalattribut title für section und article eben verflichtend wäre und von den Browsern eben entsprechend einer Überschrift angezeigt wird:  
> ~~~html

<section title="Überschrift der Sektion">  

> <p>…Text…</p>  
> <p>… und so weiter</p> …  
> </section>

Das wäre m.E. deutlich logischer gewesen, da der Titel (=die Überschrift) ja eigentlich ein Meta-Datum ist, welches sich auf die Sektion/ den Artikel als ganzes bezieht.

Du meinst "Metadaten", oder?
Und da muss ich dir eindeutig widersprechen. Schon alleine aus der Tatsache heraus, dass eine Überschrift _immer_ eine Überschrift sein sollte und nicht der Inhalt irgendeines Attributs eines Container-Elements. Bei DIVs würdest du ja wahrscheinlich die Idee auch für nicht so gut halten, oder?

Es gibt aber noch eine ganze Reihe anderer Gründe, weshalb ich deine Idee für nicht "praktikabel" halte.

Aber das ist nur eine Kleinigkeit, bei der ich den Eindruck habe, man hätte sich bei der Semantik nicht genug Gedanken gemacht. So soll – wenn ich es richtig verstanden habe – das nav-Element für alle signifikanten Bestandteile verwendet werden, deren Hauptzweck es ist auf andere Seiten zu verzweigen. Das hieße ja praktisch, dass ein Inhaltsverzeichniss einer Webseite (also im Prinzip auch die Hauptseite der meisten Präsenzen) fast vollständig in ein nav gehören würde.

Letzteres würde ja von ihrem jeweiligen Inhalt abhängen.
Und ja, die Hauptnavigation einer Website, Breadcrumbs und TOCs darf man durchaus alle jeweils in ein Nav-Element stecken.

Auch scheint es Situationen zu geben, in denen mehrere Tags gleichzeitig angebracht wären, so wäre eine Kategorie „weiterführende Links” m.E. gleichermaßen mit aside, wie auch mit nav auszuzeichnen.

Nein, eben genau nicht! ;-)
Nicht _alle_Links gehören pauschal in ein Nav-Element.

Und hier sind wir auch wieder an dem Punkt "Semantik vs. Strukturierung". Die Semantik wird ja durch die Verwendung eines A-Elements ausgedrückt. Ein eventuelles (Container-)Nav-Element dient eher zur Strukturierung. Um ihm Semantik zu verleihen, musst du auf andere "Techniken", wie bspw. die WAI-ARIA Roles zurückgreifen.

Also wie gesagt scheint mir das komplette Konzept von HTML5 viel zu unbestimmt zu sein. Eigentlich fand ich gerade die recht starren Definitionen voriger Varianten recht hilfreich, da man sich so m.E. viel mehr Gedanken um die tatsächliche Semantik machen musste („Ist das jetzt wirklich eine Liste und ist sie geordnet oder ungeordnet” o.ä.).

Ist das nicht nach wie vor so ...!?

Ist das jetzt nur eine Art „Kulturschock” der Anfangsphase, der sich wieder legt, oder deckt sich eure Meinung (als erfahrenere Personen im Umgang mit HTML5) mit meinem Schwammigkeitsgefühl?

Ich will es mal so sagen:
HTML und seine Entwicklung erinnert mich stark an unseren neuen Hauptstadt Flughafen (BER) ...!

Von Hause aus eine gute Idee ...,
die erste Umsetzung begann vielversprechend, bis auffiel, dass entscheidende Dinge fehlten ...,
seitdem wird nachgebessert ohne jedoch wirkliche Verbesserungen zu erzielen ...,
Fertigstellung - nicht in Sicht (never)! ;-)

Einen Unterschied gibt es aber doch: HTML kann man wenigstens schon verwenden!

Gruß Gunther