Hallo siramon,
Das Problem ist ja nicht meine Wahlfreiheit, sondern die Bequemlichkeit des Benutzers, dem von Microsoft suggeriert wird, dass der IE der einzige Browser des Planeten sei[1]. Und genau das behindert den Fortschritt im Web, weil fehlende Freiheit[2] immer die Entwicklung bremst. Das ist ungefähr so, als wenn es den perfekten, absolut sicheren CSS3-kompatiblen Browser gäbe - solange es niemand weiß, haben *wir* als Entwickler nichts davon.
Wo suggeriert Microsoft das? Der IE wird nun mal mitgeliefert. Wie schon erwähnt, das machen andere "Distributionen" auch so.
Menschen neigen offenbar dazu die Reproduzierbarkeit oder Duplizität von Verhaltensmustern als releventes Argument dafür zu nehmen, dass es nichts schlechtes sei. Das Argument "Apple liefert auch einen Browser mit" ist da keine Ausnahme. Was daran vor allem zu kritisieren ist, ist aus meiner Sicht die Tatsache, dass bei einer Windows-Installation nicht (offensichtlich genug) gefragt wird. Überlege dies aus Sichtweise jemandes, der keine Ahnung hat, wie das Internet funktioniert, was ein Browser oder ein Betriebssystem ist. Er *muss* den Eindruck bekommen, der Browser gehöre zum Betriebssystem dazu, was nunmal eindeutig eine Fehlinterpretation darstellt.
Wenn nun nach der _Basisinstallation_ ein Fenster aufginge, das fragt, ob ich _zusätzliche Software_ installieren möchte, wäre das für mich akzeptabel. Stattdessen finde ich ein frisch aufgesetztes System mit Internet Explorer, MSN Explorer und MSN Messenger vor, selbst *wenn* ich die Installation des Messengers im Setup-Prozess verneint haben sollte. Das ist eine absolut verwerfliche Handlungsweise, die ich nicht mit dem Argument, die Konkurrenz täte dies auch, abtuen möchte.
Im Gegensatz zu Windows übrigens gehört bei Linux der Konqueror nicht zum Betriebssystem, sondern zur (frei wählbaren) Desktop-Oberfläche. Komerzielle Distributionen neigen dazu, dem Benutzer bei der Installation diese Entscheidung abzunehmen, aber "richtig freie" Distributionen wie Debian oder Gentoo zeigen, dass es auch anders geht. Im Umkehrschluss freilich heißt das, dass die Installation dieser Systeme für Anfänger und unbedarfte Benutzer nicht geeignet ist, da sie nach der Installlation faktisch kein (intuitiv und sofort) benutzbares System haben, aber wenn man sie vor die Wahl stellte: "Möchten Sie ein System, das einfach, aber eingeschränkt ist, und dass Ihnen essentielle Fragen vorenthält und im Sinne des Herstellers entscheidet?", was für eine Antwort erwartest du?
[2] Wobei hier die Frage aufkommt, ob Freiheit an sich durch das Fehlen von Einschränkungen definiert wird und umgekehrt.
Nette Frage, ich würde in diesem Zusammenhang Freiheit als die Möglichkeit der freien Wahl ansehen.
Schließt das die Kenntnis aller (oder einer signifikanten Anzahl in Relation zur Gesamtzahl) Möglichkeiten ein? Dann, siramon, sind Windows-Benutzer nicht frei.
Grüße aus Barsinghausen,
Fabian
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