Alexander (HH): Daten im Altpapier

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Moin Moin!

ja, es ist erschreckend, wie sorglos manche Leute mit ihren persönlichen Daten umgehen.

Und noch viel schlimmer, wie manche Firmen damit umgehen. Angefangen damit, dass die Mitarbeiter überhaupt keine Vorstellung von Datenschutz haben und überhaupt nicht auf die Idee kommen, dass jemand den Müll nach brauchbaren Daten durchsuchen könnte.

Zu den persönlichen DAten zähle ich auch leere Briefumschläge mit meiner Adresse, ja sogar Umschläge mit Absenderangabe und/oder Strichcode.

Mit den Strichcodes habe ich das bisher nicht so eng gesehen, aber der Hinweis ist gut - zumindest bis ich weiß, welche Information in diesem Code wirklich steckt.

Überwiegend Ziffern, gelegentlich auch ein paar Buchstaben, je nach Code. Bei den meisten 1D-Barcodes steckt im Barcode weniger Information als in einem gleich breiten Text. Bei 2D-"Bar"codes kann mehr drin stecken, irgendwas zwischen 100 und 1000 Bytes.

Inhaltlich sind das bei 1D-Codes oft nur laufende Nummern oder IDs aus einer Datenbank. Seriennummern, Kundennummern, dazu ggf. noch eine Kennzeichnung, was genau der Barcode aussagt (z.B. Prefix oder Suffix, Nummernkreise), und eine Prüfziffer.

Ich hab hier zufällig einen Rücksendeaufkleber von einem großen Versender rumliegen, der hat zwei Barcodes, einer identifiziert das Paket, der andere den Empfänger. Der ID-Code der Rücksendung stimmt bis auf einen Prefix und die abschließende Prüfziffer mit dem ID-Code des originalen Pakets überein, hat aber keine Ähnlichkeit mit meiner Kundennummer, meiner PLZ oder meiner Hausnummer. Der andere Barcode besteht ganz offensichtlich aus Postleitzahl, einer ID für Straße bzw. Postfach, und der Haus- bzw. Postfachnummer, evtl. abgeschlossen mit einer Prüfziffer.

Mein Arbeitgeber setzt sehr massiv Barcodes ein, weil Verwechslungen und Fehleingaben bei unseren Produkten extrem gefährlich sein können. Die meisten unserer Barcodes sind tatsächlich nur IDs, gelegentlich sagt eine von ungefähr 10 Stellen mal etwas über den ersten Herstellungsschritt des Produktes aus (der für unsere Kunden fast völlig irrelevant ist), die restlichen Stellen sind dann wieder nur eine laufende Nummer. In anderen Barcodes sind einige Stellen konstant und identifizieren meinen Arbeitgeber als Hersteller.

Die "verdächtigen" Papiere wandern durch den Shredder. Ein kleines Teil, das zwei- bis dreimal geleert werden muss, wenn ich z.B. den Inhalt eines Ordners auflöse.

So viel? Nein, da bin ich beim Trennen sorgfältiger. Von adressiertem Werbemüll, Katalogen, Standardanschreiben und ähnlichem Krampf trenne ich nur den Abschnitt ab, wo persönliche Daten stehen. Der Rest wandert in den normalen Papiermüll. So brauche ich den Shredderkorb nur alle paar Wochen mal zu leeren.

Hmmm, Du weißt schon, dass es Software gibt, mit der man grob geshredderte Papiere wieder zusammenbasteln kann? Stasi-Aufarbeitung läßt grüßen ...

Wenn Dich also die Paranoia packt, stopfst Du wirklich jeden Dreck in einen Shredder, damit das Puzzle möglichst komplex wird. Und Du nimmst einen Shredder, aus dem das Papier in möglichst kleinen Fetzen wieder herauskommt.

Bei ganz übler Paranoia mischt Du die Fetzen dann noch gut durch, preßt sie zu Pellets oder Brikets, und nutzt sie für Heizung und Warmwasser.

Auf manchen Umschlägen ist in orange ein Strichcode aufgedruckt, von dem ich nicht weiss, was er bedeutet. Ich vermute, meine Anschrift.

Irgendwas in der Art - zumindest wird dieser Code von den Briefsortieranlagen ausgewertet, muss also in irgendeiner Weise mit der Empfängeradresse zu tun haben.

Kann man relativ leicht rausfinden, die Codes sind mehr oder weniger genormt, Stichworte PostBar, POSTNET, RM4SCC, etc. Codiert sind darin wohl PLZ, Straßenname (oder Nummer in einer DB), Hausnummer. Viele Barcode-Scanner können wenigstens einige dieser Codes lesen.

Auf anderen Briefumschlägen ist kein Strichcode zu sehen. Heisst das, da ist keiner, oder heisst das, er ist nicht sichtbar?

Ich denke, dass ein ohne UV-Licht vollkommen unsichtbarer Barcode nicht sinnvoll wäre. Schon allein, weil man die normale Leucht-Tinte auch ohne UV-Lampe erkennen kann, und damit eine einfache Kontroll-Möglichkeit für den Barcode-Drucker hat.

Geldscheine haben ja auch unsichtbare Kennungen, die man unter einer UV-Lampe sehen kann.

Die haben auch andere Anforderungen.

Die Post-Barcodes auf Briefen codieren nur die Informationen in maschinenlesbarer Form, die auch noch mal im Klartext auf dem Brief stehen. Fälschungen würden hier niemandem nutzen.

Ist die Frage, wie paranoid man sein möchte. Ich habe bisher nach der Devise gehandelt: Geshreddert wird nur, was für einen unbedarften, zufälligen Finder lesbare Informationen enthält. Ich glaube nicht, dass ich für irgendjemanden so wichtig bin, dass derjenige ein kriminaltechnisches Labor hinzuzieht.

Für einen handelsüblichen Billig-Shredder braucht man das auch nicht. Ein paar Tage Ruhe in einem zugluft-freiem Raum und viel Spaß an Puzzles bzw. ausreichend Motivation (Erpresser, Stalker, ...) reichen völlig.

Alexander

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Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".