Markus Möller - Twick.it: Kurzerklärungen in 140-Zeichen

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Hallo,

durch meine Google-Alerts bin ich auch diese Diskussion gestoßen und wage mich nun mal in die Höhle des Löwen. Ich bin einer der Macher von Twick.it, der Erklärmaschine, die -wie Gernot es richtig bemerkte- schon lange Erklärungen in 140 Zeichen anbietet. Wir sind also, wenn man so will, der Wikwikit-Mitbewerber. Ja, für jeden Quatsch gibt es immer mindestens zwei Verrückte ;-)

Zunächst einmal möchte ich die Idee, Dinge in Kurzform zu erklären, verteidigen. Natürlich stoßen auch wir oft aus Skepsis. Gerade dann, wenn Fachleute ihr Themengebiet erklären sollen. Das ist auch verständlich, denn zu seinem Steckenpferd hat man naturgemäß viel zu erzählen. Wenn jedoch ein Fachmann auf einen Laien trifft, wird es oftmals kompliziert. Hier gilt es, Sachverhalte leicht verständlich und -ja auch kurz- darzustellen. Meiner Meinung nach kommt es immer auf die Situation an, ob eine lange Wikipedia-Erklärung oder eine Kurz-Erklärung passend ist. Keins von beiden würde ich per se verteufeln.

Folgendes Beispiel: Ich saß als Software-Entwickler bei einem Kunden. Mir gegenüber waren der IT-Leiter und der GF vertreten. IT-ler zu mir: "Benötigen Sie PHP?". Ich: "Ja". Grooooßes Fragezeichen über dem GF-Kopf. Das sah auch sein IT-Chef und erklärte sinngemäß: "Das ist so eine Programmiersprache für Webseiten". Sicherlich stehen euch genau wie mir hier die Haare zu Berge. Aber: Der Geschäftsführer hat es verstanden und war zufrieden. Was wäre, wenn er die drei Buchstaben PHP in Google eingetippt hätte. Er wäre überhäuft worden von Erklärungen, die ihn einfach überfordert hätten. Mit der Bezeichnung "halbgebildete Ignoranten" aus dem Beitrag von Klawischnigg tun wir dem Mann aber wohl doch sehr unrecht, oder?

Was ich sagen möchte, ist, dass es manchmal (und ja, tatsächlich nicht immer) hilfreich sein kann, sich kurz zu fassen. Sicherlich kennt ihr alle Leute, die man nicht gerne fragt, weil sie nicht aufhören zu reden (so wie ich gerade ;-)). Ihre Erklärungen sind inhaltlich richtig, aber ähnlich langweilig, wie ein sechsstündiger Dia-Abend von Freunden, die mit gefühlten 2 Mio Fotos aus dem Schwarzwald-Urlaub nach Hause kommen.

Ein Anwendungsfall wurde von Deus Figend angesprochen: Erklärungen per SMS. Was Wikwikit davon hält, weiß ich nicht. Wir von Twick.it haben uns dagegen entschieden. Zwar haben wir in 9 Monaten über 10.000 Erklärungen sammeln können, dies ist aber für den SMS-Service einfach zu wenig. In dem meisten Fällen bekäme man nur ein "Thema nicht gefunden". In dieser Sache sind wir realistisch und sehen auch eine immer größere Verbreitung von Smartphones. Erst wenn der Smartphone-Trend abreisen sollte oder wir einen enormen Zuwachs an Erklärungen bekommen würden, ist dies sinnvoll.

In Sachen Handy-Nutzung möchte ich aber Augmented Reality in die Runde werfen. Stellt euch vor, ihr geht durch eine fremde Stadt und über den Gebäuden, die ihr seht, erscheinen Erklärungen. Diese müssen in diesem Use Case natürlich kurz sein. Das dies keine Spinnerei ist, zeigt die AR-Anwendung von Twick.it, die erst kürzlich den Wikitude World Cup gewonnen hat (http://twickit.de/blog/de/was-ist-augmented-reality/).

Nach dem langen Ausführungen stellt sich nun die Frage, was Twick.it nun anders (und aus meiner Sicht besser) macht als Wikwikit.

Zunächst einmal sind wir nicht einfach der erste Satz von Wikipedia. Danach sieht Wikwikit für mich gerade aus. Dafür brauche ich tatsächlich keine Plattform. Übrigens: dedlfix hat gesagt, dass der erste Satz bei Wikipedia ausreichen würde. Da muss ich widersprechen. Leider! Er sollte es, tut es aber nicht immer. Eine Tatsache, die uns übrigens auch Wikipedianer bestätigt haben. Viele der Twick.it-Nutzer sind auch bei Wikipedia aktiv. Vielleicht kann Twick.it helfen, genau diesen ersten sinnvollen Satz zu finden.

Bei Twick.it gibt es nämlich nicht nur eine Erklärung pro Thema, sondern beliebig viele. Die Community stimmt darüber ab, welche die beste ist. Vorteil: Kein Edit-War und trotzdem die bestmögliche Kurz-Erklärung.

Durch die Informationsverdichtung und -vielfalt, findet die Maschine automatisch Schlagworte und verwandte Themen. Etwas, das ich bei Wikwikit noch nicht gefunden habe. Das Thema Semantik würde den Beitrag hier aber sprengen.

Lange Rede, kurzer Sinn:
Für mich sind Kurzerklärungen je nach Situation sinnvoll. Jedoch nur dann, wenn es sich um mehr als ein Wikipedia-Clone handelt. Durch Mehrfach-Erklärungen, Abstimmungen und semantischer Verschlagwortung versuchen wir bei Twick.it genau diesen Ansatz.

So, nun hoffe ich, nicht total zerfleischt zu werden :-)

Vielleicht hat ja sogar jemand Lust, der Aufforderung von Stefan Münz nachzukommen. Er schreibt: "Was ist HTML? Erklär es in 140 Zeichen: http://twick.it/de/HTML" (Quelle http://twitter.com/Webkompetenz/status/6115556208)